Follower

Donnerstag, 3. März 2011

Zweiundzwanzig

Es war an dieser Nacht, die eigentlich wie jede andere war, an diesem Tag, der eigentlich wie jeder andere verlief.
Die Kanalisationen strömten Gerüche aus wie Autos abgase und durch die Gitterstäbe der Kanalisationen schoss weßer Dampf. Die flatternden Laternen erhellten die Slums und die Pfützen, vom Regen des Tages davor, spiegelten an ihrer Wasseroberfläche die Sterne, den Mond und das alte vermoderte Motel wieder, in welchem Jack, der Clown lebte.
Lebte. Wenn man das überhaupt ein leben nennen konnte.

Jack war wie jeder andere, der es nicht geschafft hatte. Ein depressiver immerzu schlecht gelaunter Alkoholiker welcher als Clown für alles arbeitet. Das einzige was er macht ist sich zu besaufen und auf Anrufe seines Managers zuhause zu warten bis ein Auftrag reinkam.

"Rrrrrriiing"

Diesmal: Ein Kindergeburtstag.

Jack hasste Kinder. Aber er brauchte das Geld und schon morgen um 10 uhr mittags sollte auf bei dem Kindergebutstag antanzen und die Kinder amüsieren.
Nun müsste man sich fragen: "Wie kann ein Mensch, der immerzu schlecht gelaunt ist und depressiv ist, eine Horde Kinder amüsieren?" Er kann sich ja nichtmals selbst unterhalten. Richtig. Und falsch. Wenn er seine Verkleidung, Maske, Make-Up, Nase aufsetzt, ist er nichtmehr er, er ist Jack, der Clown. Es ist wie eine wahrgewordene Rolle, er geht voll in seinem Element auf und spielt seine Rolle fantastisch. Wenn er sie spielt ist er fröhlich, witzig, lebensfroh, gut gelaunt.
Wenn er sie spielt, wenn er sich verkleidet. Ja, wenn er das tut, belügt er sich nur selbst. Immerzu.

Es ist der einzige Grund warum er noch lebt.
Er will es sich nicht eingestehen aber er tut es nicht des Geldes wegen, er tut es seines Lebens wegen,
wegen den Kindern, wegen der Fröhlichkeit, der Aufmerksamkeit, der fröhlichen Gesichter
und der Anerkennung.
Er würde es sich aber nie eingestehen denn er schätzt sein Leben nicht sehr
und redet sich ein es wäre des Geldes wegen um nicht zu bemerken, um nicht all zu sehr zu bemerken,
dass er Kinder liebt und sein Leben und dass er das liebt, was er tut.

Würde sich ein Monster denn eingestehen, dass es kein Monster mehr ist
wenn es an dem Punkt angelangt ist, wo es merkt dass es kein Monster mehr ist?

Nein, so einsichtig sind Monster nicht.

Am nächsten Tag.

Jack steht verkatert auf, von seiner quitschenden Couch mit den ganzen Milben die sich in seinen Bezug gefressen haben. Trinkt seinen Guten-Morgen-Scotch und macht sich im Bad fertig,
nachdem er die Motten aus dem Bad verscheucht hatte, die Nachts in sein Bad eindrangen weil ein riesengroßes von Pilzen verseuchtes Loch dort, anstelle eines Klos und Dusche, ist.

An dieser Stelle erklären wir nicht, wie er seine "Geschäfte" erledigt.

Im Bus ging er dann nochmal sein Programm durch um auch ja keine Fehler zu machen,
nichts zu versauen, es soll alles perfekt werden
zu perfekt, denn er wird miserabel bezahlt.

Jack hat diese Standartgeschichte die er immer erzählt
seitdem er als Clown angefangen hat.
Es war die Geschichte seines Lebens von klein an
es war alles dabei er zählt dabei jegliche Daten seines Lebens auf
aber ummantelt seine Lebensgeschichte mit schönen und amüsanten
Nebengeschichten und süßen Anekdoten.

Da stand er nun, auf diesem Podest
und vor ihm 30 Kinder plus Eltern die spannend seiner Geschichte lauschten.
An vielen Stellen war das Gelächter laut und herzlich, er hielt kurz inne sagte sich "deswegen tue ich das hier"
aber fing sich schnell wieder.
Immer dieses hin & her mit seinen Gedanken,
er nannte es das Jekyll & Hyde-Syndrom.

Als er dannw eitererzählte und immerzu über die Kinder mit seinem Blick schwenkte
bemerkte er ganz kurz an Kind, welches schon garnicht mehr zuhörte, nein,
es streifte sich ganz langsam nacheinander über seine Finger, bewegte seine Lippen,
wackelte heftig mit dem Kopf nach einiger Zeit und wiederholte dann diesen Prozess.
Er dachte sich nichts dabei und kam zum Ende seiner Geschichte.
Alle klatschten, lachten, waren fröhlich
nur er nicht, seine Arbeit war getan und er wurd' wieder er.

Er verschwand hinter einem Gebüsch um heimlich seine Falsche Whiskey zu trinken
aber er kam nicht dazu, ihm überkamen und übermannten Tränen des Selbstmitleids
aber dann hörte er auf einmal winzigen tappende Schritte,
es war das Kind von vorhin, welches so mit seinem Fingern spielte.

Er versteckte die Flasche und drehte sich ruckartig um.

.......
"Was tust du daaaa?", fragte das Kind.
Jack war gut darin Kinder zum lachen zu bringen
aber wenn es darum ging mit einem Kind alleie klar zu kommen
und sich mit ihm zu unterhalten bekam er Probleme und wurde so nervös wie ein Kerl der
imerzu schüchtern und verwirrt ist wenn es darum geht Frauen anzusprechen oder sie irgendetwas zu fragen wenn
er mit einer alleine ist.
Jack, sagte nichts.
Das Kind runzelte die Stirn.
"Flugzeug!"
??? waren nahezu sichtbar über Jack's Kopf.
"Spiel Flugzeug mit mir" sagte das Kind.
Jack zögerte aber dann nahm es das Kind, warf es hoch und fing es wieder auf, hielt es
in den Armen am Bauch haltend und drehte es mehrmals um 360° mit sich selbst,
so als ob es eben ein Flugzeug war.
Das Kind hatte sichtlich spaß,
verwunderlich war, dass Jack ebenso viel spaß daran hatte.

Der Kleine guckte ihn ganz ruhig und gelassen an,
dann ertönte das Läuten eines Eiswages der gerade auf der anderen Straßenseite
anfuhr und hielt.

Der Kleine lief rüber zu seiner Mutter, redete längere Zeit mit ihr, zeigte kurz auf Jack
dann ab die Mutter ihm etwas und das Kind lief weg.
"Er holt sich wohl ein Eis" dachte sich Jack
und packte so langsam seine Sachen ein um zu verschwinden.
Auf seinem Weg zur Gartentür hinaus zum Wagen wurde er in ein paar Gespräche verwickelt
und brauchte daher etwas länger bis er an aus der Gartentür verschwand.

Er ging die Straße hinunter zu seinem Auto
aber dann hörte er ein Kind schreien von der anderen Straßenseite
"Hey, Clownmann waaaarte"
Es war der Kleine von vorhin und er hatte ein Eis in der Hand und ein Blatt Papier.
Der Kleine war sehr aufgeregt und euphorisch und rannte über die Straße,
achtete aber nicht auf die Autos
in dem Momentan kam ein schwerer LKW quitschend umd ie Ecke gebogen,
gleiochzeitig wehte ein starker Wind worauf der Kleine das Blatt fallen ließ.
Der Kleine hielt an und hebte es auf, bekam es nicht gegriffen
und der LKW kam immer näher.
"LAUF ZURÜCK!" schrie Jack
der Kleine "Nein Nein, ich hab da was für dich!"
mit der letzten Silbe dieses Satzes sah das Kind nach rechts und sah den LKW, der Kleine war starr vor Angst, fiel hin
und Jack rannte los. Der LKW-Fahrer sah endlich das Kind und macht eine scharfe Biegung. Zu spät. Auch Jack schaffte es nichtmehr rechtzeitig. Der Kleine wurde mit der seitlichen Seite des LKW's erwischt, zwar mit reduzierter Geschwindigkeit aber die Wucht war für so ein Kind zu schlimm.

Als Jack das Kind erreichte lag es auf dem Boden mit den Augen geschlossen
, Jack rüttelte es ein wenig, ihm kamen die Tränen und schrie immer wieder
"WACH AUF!".
Der Kleine öffnete seine Augen, Jack atmete erleichtert aus,
doch nicht für lang'.

"zweiundzwanzig" sagte das Kind
und hielt das Bild hoch, dass es für ihn gemalt hatte.
Auf dem Bild war eine große "22" und ein Kind
welches ihn darstellte und einen Clown welcher Jack darstellte
die Hand in Hand auf einer Bühne standen.

Jack erinnerte sich!
Er spielte letzte Woche auf einem Fest den Clown und nach dieser Show kam ein Kind zu ihm
welches ihn umarmt hatte und ein Autogramm wollte,
das Kind war er, der Kleine!!

"Auch Geburtstag .... Glückwunsch...."
Der kleine Kopf des Kleinen ging nach links,
seine Augen schließten sich und er hauchte seinen letzten Atem aus.

Das Kind, was nun eben verstorben war, war das Geburtstagskind.
Jack fand später heraus dass der Kleine so begeistert von dem Fest war letztens
dass er seinen Eltern dazu drängte ihn für seinen Geburtstag zu buchen.

"Auch Geburtstag .... Glückwunsch"

Er konnte diese Worte nciht vergessen.
Und dann fiel es ihm ein:
Jack hatte ebenfalls Geburtstag!

Jack war so mit seinem anderem Ich beschäftigt und immerzu am Trinken und Grübeln, dass er schon
seit Jahren nichtmehr seinen Geburtstag feierte
bis er ihn dann eines Tages vollkommen vergessen hatte.

Diese Geschichte, die Jack immer in seinen Programmen erzählte
beinhaltete unter anderem seine Geburt und das genaue Datum seiner Geburt
denn er spielte bei Erzählungen immer mit den Zahlen um die Kinder zu amüsieren.

Der Kleine spielte auch während seiner Show nicht einfach nur so mit seinen Fingern, nein
er versuchte nachzuzählen wie alt der Clown war weil er heute Geburtstag hatte und verzählte sich andauernd
und später fragte er einfach seine Mutter und zeigte auf Jack. Die Mutter gab ihrem Sohn dann Geld für ein Eis dass für Jack gedacht war und während Jack in diesen Gesprächen verwickelt war als er fahren wollte
war das Kind noch am Eisstand und saß auf dem Boden und zeichnete das Bild.

Das waren alles Geschenke für ihn. Für Jack, dem Clown.

Jack übermannten die Tränen
und drückte den leblosen Körper des Kleinen fest an sich.

Jack war von dem tag an nichtmehr derselbe.
Er kündigte seinen Job, verkleidete sich nie wieder als Clown und entwickelte eine
enorme Angst gegen Clowns mit der Zeit.
Er wurde selbstständig und nutzte seine Fähigkeit Kinder zu amüsieren indem er einen Kindergarten
namens "Eispapier" gründete.

Jack war niemehr schlecht drauf, negativ eingestellt oder depressiv.
Er hatte niemehr seitdem auch nur ein Schluck Alkohol getrunken.
Die einzige Zeit wo er traurig wurde war der Tag an dem der Kleine starb,
an seinem geburtstag.
Was sich nicht verändert hatte nach alle dem war, dass Jack seinen Geburtstag weiterhin
nicht feierte sondern um das Kind trauerte.

An diesem Tag wurde Jack zweiundzwanzig,
an diesem Tag fand er sein Leben wieder
doch ein anderes wurde genommen.

Er erzählte seine Geschichte nie wieder.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen